Es hat etwas länger gedauert als ursprünglich gedacht, aber jetzt bin ich zurück mit dem zweiten Teil. Wenn ich den ganzen Tag im Home Office am Computer sitze, ist es oft schwer gewesen, am Abend noch die Motivation zu finden, mich wieder an den Computer zu setzten.
Ich habe berichtet, dass ich den Blog auch für mich schreibe und was das Ärgern betrifft, habe ich einiges nachdenken müssen in der letzten Zeit und habe auch mit meinem Bewusstseinscoach gesprochen.
Im ersten Teil habe ich über meine Erkenntnis berichtet, dass Ärger sehr viel mit nicht erfüllten Erwartungen und Bewertungen zu tun hat. In diesem zweiten Teil, mache ich mich weiter auf die Suche nach Ursachen für Ärger.
Andere Ursachen für Ärger, die nicht in der offensichtlich Ärger auslösenden Situation liegen.
Wenn ich so manche Situation im Nachhinein analysiere, muss ich noch einen weiteren Grund für Ärger in die Überlegungen einbeziehen. Der Ärger wird gar nicht von dem aktuellen Ereignis ausgelöst, sondern kommt aus einer anderen Situation. Die aktuelle Situation dient praktisch als Initiator und der Ärger tritt an die Oberfläche.
Wir sind zum Beispiel durch eine Diskussion in der Arbeit, oder durch ein Ereignis in der Firma, in der wir ungerecht behandelt wurden, verärgert. In der Firma kann diesem Ärger aber nicht frei Luft gemacht werden, weil wir uns ja nach Regeln verhalten wollen. So schlummert der Ärger, oder sagen wir ein „Unzufriedenheitspotential“, in uns und wenn wir dann zum Beispiel beim Einkaufen auf ein kleines Problem stoßen (wieder einmal kein Brot kurz vor 18:00), sind wir unverhältnismäßig verärgert.
Wir sollten also aufpassen, wenn wir unserem Ärger auf den Grund gehen wollen, auch ehrlich zu uns selbst zu sein und wirklich genau hinzuschauen, wo der Ärger wirklich herkommt. Das vermeintlich kleine Ereignis ist dann der offensichtliche Auslöser für den Ärger, aber die bereits vorherrschende Unzufriedenheit ist die eigentliche Ursache.
Ein gemeiner Mitspieler, wenn es darum geht, zu erkennen, warum wir uns ärgern. Der Perfektionismus im Alltag.
Oft haben wir Erwartungen, die danach trachten, etwas muss perfekt sein. Dies kann meistens nicht erfüllt werden, weil das Leben eben nicht immer perfekt ist. Diese Erwartung führt aber dann zu Enttäuschung, Frustration und Ärger, wenn sie nicht erfüllt wird. Wenn wir diesem Grund für Ärger auf den Grund gehen wollen, müssen wir uns fragen, warum wollen wir etwas perfekt haben? Ich habe für mich erkannt, dass es vermutlich mit meiner Kindheit zu tun hat. Eventuell wurden an mich Ansprüche gestellt, die ich erfüllen wollte. Um also keine Angriffsfläche für Kritik zu bieten, war die Lösung für mich alles perfekt zu machen. Dadurch erspare ich mir den Konflikt mit dem, der den Anspruch gestellt hat.
Im „Jetzt“, in der aktuellen Situation ,verlangt also mein Kopf eine perfekte Lösung, aber ich muss mich fragen, ob ich das wirklich will und muss meinen Gefühlen auf den Grund gehen. Was brauche ich in einer Situation wirklich?
Könnt ihr euch noch an die Geschichte aus dem ersten Teil erinnern? Ich habe mich geärgert, weil die Küche nicht aufgeräumt war. Mein Kopf wollte eine aufgeräumte Küche. Aber wollte ich mich nicht einfach nur auf die Couch setzten und entspannen nach der langen Reise? Ich muss also lernen auch meinen Gefühlen zu trauen und nicht nur den Impulsen folgen, die vom Verstand gesteuert sind und wahrscheinlich auf alten Mustern beruhen.
Was kann Positives am Ärger gesehen werden?
In einem Gespräch über das Thema, habe ich auch einen anderen Aspekt kennenlernen dürfen. Den Ärger als eine Form der Energie (da ist sie wieder die Energie) sehen und daher darf er auch seine Berechtigung haben. Diese Energie muss fließen können. Wichtig ist aber, dass dadurch niemandem Schaden zufügt wird. Besser ist es noch, eine Möglichkeit zu finden, diese Energie in etwas Positives umzuwandeln. Das fällt mir noch sehr schwer, weil ja Ärger oft sehr impulsiv, plötzlich aufkommt. Frau Prof. Kast schreibt, dass man Ärger nutzen kann, um zu erkennen, was falsch läuft und man Energie spürt, um es zu verändern. [Verena Kast: Vom Sinn des Ärgers. Anreiz zu Selbstbehauptung und Selbstentfaltung. Herder (Freiburg, Basel, Wien) 2010. 256 Seiten. ISBN 978-3-451-06011-3. D: 9,95 EUR, A: 10,30 EUR, CH: 18,90 sFr.]
Buddhisten sagen dazu, Gefühle kommen, aber gehen auch wieder. Also wenn man es schafft, dem Impuls nicht nachzugehen, könnte der Ärger einfach verfliegen und das wäre eine einfache Lösung.
Auch hört man als Weisheit immer wieder „tief durchatmen und abwarten und dann erst reagieren“ was ja eine gewisse Ähnlichkeit zu der Tatsache aufweist, dass Gefühle kommen, aber auch wieder gehen.
Kann die Art und Weise, wie man sich über etwas ärgert, anerzogen sein?
Ein weiterer Aspekt ist möglicherweise auch noch zu berücksichtigen und der hängt mit unserer Sozialisation zusammen. Wir übernehmen Verhalten, die wir bei Bezugspersonen gesehen haben. Wenn ich dem nachspüre, bedeutet das, dass Ärger vielleicht nicht immer mein eigenes, ursprüngliches, inneres Handlungsmuster wäre, sondern eben mein angelerntes.
Wie könnte ich jetzt Ärger Vermeiden? Was habe ich in dem letzten Monat beobachten dürfen.
Wenn ich den ersten Hauptgrund „Erwartung“ in meinen Überlegungen hernehme, kann man versuchen an diesen zu arbeiten. Ich habe es noch nicht geschafft, alle meine Erwartungen loszulassen, aber ich versuche immer öfter daran zu arbeiten.
Es ist eine Herausforderung. Erwartungen stehen in Verbindung mit der Zukunft. Wir wünschen uns also etwas in einer mehr oder weniger entfernten Zeitspanne. Buddhisten aber auch andere philosophische Denkansätze, wie zum Beispiel E. Tolle mit „Jetzt“, stellen den gegenwärtigen Moment in den Mittelpunkt und dieser ist die zentrale Zeitspanne, in dem das Leben passiert. Es geht darum, nicht in der Zukunft verhaftet zu sein, was eine Erwartung aber ist. Wenn ich es schaffe, mich davon zu lösen, was zu einem bestimmten Zeitpunkt passieren soll (Wunsch), dann bin ich befreiter und kann leichter alles annehmen, was da kommt. Und wenn die Küche nicht aufgeräumt ist, ist sie halt nicht aufgeräumt.
Auch die Achtsamkeit kommt einem zur Hilfe, beim Versuch, an seinem Ärger zu arbeiten.
Ich habe in meinem ersten Blog geschrieben, dass Achtsamkeit so wichtig ist, wenn man sich auf den Weg begibt und sich kennen lernen möchte. Mit der Achtsamkeit ist es mir gelungen, bereits bei kleinen Vorkommnissen, die kleinste Ansätze von Ärger hervorbringen würden, dieses Aufkeimen des Ärgers zu erkennen und ihn zu betrachten. In dem Moment, in dem ich es erkenne und ihn betrachte, löst er sich auch auf. Ich glaube, dass wenn man bei diesen kleinen Ereignissen, wie z.B. dem daneben Werfen von einem Papier in den Papierkorb, oder dem Ausschütten eines kleinen Wasserglases am Esstisch, den Mechanismus erkennt, wird man mit etwas Übung auch bei größeren Ereignissen eine gewisse Gelassenheit bewahren können.
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